Mittwoch, 16. September 2009

Miniportion, Spaziergang und endlich ein richtiger Schultag

Bevor ich zum heutigen Tag komme, möchte ich noch eine kurze Erinnerung loswerden. Es war am Sonntag, als wir mit Fr. D. zur Schule liefen. Auf dem Rückweg, kamen wir an einer sehr alten Frau vorbei, ich dachte sie würde betteln, aber Fr. D. lief zu ihr und fädelte ihr die Nadel ein. Dann erzählte sie, dass diese Frau eine sehr alte Sächsin sei und sich immer an die Straße stellt, damit ihr jemand den Faden einfädelt, da sie das nimmer könne. So etwas findet man auch nur hier:-)

Gut zum heutigen Tag... nach einem nächtlichen Kampf mit einer Stechmücke, war ich etwas müde. Auf dem Weg zur Schule verging diese Müdigkeit dann aber wieder. In der Klasse angekommen, wurde ich nett begrüßt. Es wurde mit Deutsch begonnen, doch plötzlich – wie so oft in Rumänien – ging die Türe auf und es kam eine Sportlehrerin herein und meinte, dass sie jetzt Sport habe. Nach kurzer Besprechung mit den Schülern, gingen wir (Fr. G. und ich) ins Nichtraucherlehrerzimmer und besprachen, wie das in den nächsten Wochen mit uns funktioniert. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe eine sehr nette und offene Lehrerin. Sie erzählte mir viel und wir können sofort kreative Ideen austauschen. Sie kennt auch unsere nette Organisatorin von der PH (eine Frau mit dunklen Locken, welche geeeerne diskutiert:-)). Am Freitag werde ich meine erste Stunde halten und morgen muss ich mit auf einen Elternabend. Bin sehr gespannt. Ein weiteres Ergebnis unserer kreativen Phase war ein Spontanbesuch in der letzten Stunde im örtlichen Museum. Aber zurück zur zweiten Stunde – Deutsch. Es wurde gelesen und ein AB bearbeitet, in FÜNF Minuten!!! Das hätte mit großer Sicherheit kein deutscher Viertklässler geschafft. Respekt. An die Deutschstunde schloss eine Englischstunde an, von der ich etwas enttäuscht war. Es wurden vielleicht drei Sätze auf Englisch geredet, die Kinder waren ziemlich laut und meiner Meinung nach unzufrieden. Nach der folgenden Pause ging es dann zu Fuß zum Museum. Ich bekam eine kurze Einführung in die Geschichte Mediaschs. Im Museum gab es viele Exponate aus den unterschiedlichsten Epochen. Zeitlich geordnet. Zum Schluss standen wir vor einem kleinen, nachgebauten Mediasch, von vor ein paar hundert Jahren. Die Kinder zeigten welche Gebäude es noch heute gibt und welchen Weg wir zum Museum (im ehemaligen Franziskanerkloster) genommen hatten. Nach all dem und vielen schönen, kurzen Gesprächen mit den Kindern und vertauensvollen Händen, welche in meine gelegt wurden (Mädchen wie Jungen), kamen wir wieder an der Schule an. Nach einer Nachbesprechung des Tages mit vielen persönlichen Komponenten ging ich zu den anderen Zweien und einem "sehr kläglichen" Mittagsessen in der Schule.
Daheim war ich dann erstmal erledigt. Doch nach kurzer Pause, gingen wir einen kleinen Spaziergang machen... Dabei trafen wir auf eine Kuh im Wald. Sie lief da einfach einen Weg entlang. Es war sehr komisch. :-) und es folgten viele Fotos. Auf dem Berg, den wir bestiegen, angekommen, gab es eine Menge weitere Fotos. Nach unserem Abstieg und der Ankunft daheim, konnten wir endlich entspannen, biiiiiiiiis Kathrin zum sportlichen Teil des Abends überging, diesem schließe ich mich nun an.
In diesem Sinne allen einen schönen Abend.:-)

Beitrag von Karuna

"Zuckerbrot und Peitsche"

Heute morgen sollte ich zum ersten Mal meine Klasse auf Zeit kennenlernen. Überpünktlich und höchst nervös fand sich Nervenbündel Kathrin am Treffpunkt ein, als: "Ah, Kathrin, da bist du. Die erste Stunde fällt bei euch aus."

Zur Chemiestunde lernte ich dann meine Kasse kennen, die mich mit Klatschen empfing und mich erfreut anlachte. Von da ging es mir wirklich gut und ich freue mich auf die kommenden Tage mit der Klasse.
Wir scheinen innerhalb der Schule wohl aufzufallen, da ein Junge mir sogleich versicherte: "Ah, Sie sind das! Frau, mein großer Bruder mag Sie!" :D

Die ersten 10 Minuten war ich alleine, sodass wir uns kennenlernen konnten.
Nach einem "Frau, bitte, gehen Sie zum Put und sagen Sie wie Sie heißen" unterhielten wir uns über dies und das und ich stellte mich interessierten Fragen über Wohnort, Lieblingsessen und Alter. (Sie waren über mein Alter entsetzt, da einige überzeugt waren, ich wäre 17 – sehr rührend ;-) )

Es sind 19 Schüler im Alter von 12 bis 14 Jahren, bestehend aus einer gesunden Mischung von Jungen und Mädchen.
Sobald man den Raum betritt, hasten die Schüler an ihre Plätze, stehen stramm und wünschen einem im Chor einen "Guuuuuteeeeeen Taaaaaaaag!", um sich anschließend zu setzen.
Während meines Praktikums werde ich die meiste Zeit mit dieser Klasse verbringen, allerdings werde ich in den Deutschstunden in der gesamten Mittelstufe eingesetzt, da die Deutschlehrer sehr an unseren Methoden interessiert sind und sich alle Schüler über den Besuch aus Deutschland freuen würden.
Wobei ich hier auch festhalten möchte, dass hier der Frontalunterricht zwar noch vorhanden ist, jedoch seit geraumer Zeit durch Fortbildungen durch alternative Unterrichtsformen aufgelockert ist – teilweise gar nicht mehr vorhanden ist.

Deutsche Schüler werden meiner Meinung nach verhätschelt. Schon die Klasse 4 scheint unseren Kindern ein Schuljahr voraus zu sein und auch meine 7er legen bei Mathe ein solch konzentriertes Arbeitstempo vor, dass man nur noch ungläubig beobachten kann. Angetrieben durch das stetige Auf- und- ablaufen der Lehrerin und Kommentare wie "das muss schneller gehen", "Herzlichen Glückwunsch, du kommst wieder in die erste Klasse", "Seht ihr, sie ist viel schneller als ihr" rauchen die Köpfe.
Beispielsweise – und dies ist nicht überspitzt gemeint – bearbeiteten sie die ersten 10 Minuten ein Arbeitsblatt "zum Aufwärmen und Wiederholen", das in deutschen Klassen bestimmt eine Schulstunde hätte füllen können. Hut ab!
Wir sollten deutschen Schülern viel mehr zutrauen.

Die Lehrer gehen ideal mit den Jugendlichen um. Sie stecken die Verträumtheit und manch geistige Abwesenheit mit viel trockenem Humor weg, was für einiges Lachen sorgt.
Auch kleinere Regelverstöße werden kurzerhand für den Unterricht genutzt.
Als Beispiel schlürfte ein Schüler ausgiebigheute aus einem Trinkpäckchen – ein gefundenes Fressen für die Lehrerin, die gerade die Naturwissenschaften voneinander abgrenzte: "Na, da schaut, er hat das verstanden: Chemie ist die Milch und Physik die Schachtel. Stoffe – Körper. Sehr gut!"
Das soll nicht heißen, dass die Schüler nicht zurechtgewiesen werden, im Gegenteil, auf Respekt und Ruhe wird sehr viel Wert gelegt. Störenfriede werden vor gesamter Klasse zurechtgewiesen und das in einem unmissverständlichen und auch hartem Ton.
Auf der anderen Seite umarmen auch noch die älteren Schüler ihre Lehrer, die wiederum Freunde des Haarewuschelns sind :-)
"Zuckerbrot und Peitsche" scheint zu funktionieren.

Beitrag von Kathrin

Edit von Kathrin: Nach wilden Hunden, herumstreunernden Kätzchen und gockenden Hühnern in den Straßen, hatten wir heute Premiere mit einer freilaufenden Kuh, die uns munter anmmuuuuhte ;-)

Singen, spazieren und eine wilde Kuh

Der erste Tag an dem wir alle drei in unseren eigenen Klassen waren. Meine Klasse hatte heute Mathematik, Deutsch, Geschichte, Englisch und Rumänisch. Nach der Begrüßung, zu der die Kinder aufstehen, singen alle gemeinsam ein deutsches Lied. Heute: "Wir werden immer größer". Den Schülern macht es wirklich Spaß und ich hatte das Gefühl, danach sind wirklich auch alle in der Schule angekommen. Die Kinder sind im Rechnen wirklich fit, sehr schnell und haben auch keine Probleme mit Übergängen im Zahlenraum bis 1000000. Manche deutsche Schulklasse könnte sich noch ein Scheibchen abschneiden.:-)
Auch in Deutsch war ich überrascht, wie gut die Kinder sind. Mit Texten und Aufgaben dazu kommen sie wirklich gut zurecht. Es funktioniert auch ohne ständiges Nachfragen und ganz selten muss etwas zwei Mal erklärt werden.
Mittagessen gab es in der Schule. Für die Kinder besteht das Angebot, in der Schule zu essen und dort auch unter Aufsicht ihre Hausaufgaben zu machen. Das "Mittagessen" stellte sich aber doch eher als kleiner Snack heraus...:-)Um vier Uhr ist dann für alle die Schule aus. "Frau, aber man kann auch nach Hause gehen", hat mir ein Mädchen erklärt.
Daran, nur mit "Frau" angesprochen zu werden, muss ich mich wohl erst noch gewöhnen. Es scheint hier aber normal zu sein. :-)
Nachmittags haben wir noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Im Wald kann man einen Berg hoch laufen und hat dann einen tollen Ausblick über Medias. Auf dem Weg dorthin sind wir noch einer Kuh begegnet, der ihre Weide wohl zu klein war und die seelenruhig den Fußweg entlangtrottete. Das Wetter ist hier wirklich schön. Es hat an die 30°C...

Romania

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