Donnerstag, 17. September 2009

Nussige Gespräche

Gerade eben ist vor unserem Balkon ein Pferd entlanggetrottet, das einen großen Kutschenwagen hinter sich herzog, auf dem einige Romafrauen in ihren buntenTrachten und wallenden Röcken saßen. Solche Siutationen erinnern mich dann immer wieder, wo ich gerade bin, denn so langsam fühlt man sich hier zwar nicht zu hause, aber angekommen.

Meine siebte Klasse stellte sich heute nicht nur als nett, sondern auch als sehr zuvorkommend heraus. Kaum war ich eingetreten, huschten 2 Schüler los, um mir einen Stuhl und einen Tisch herbeizutragen- Ungefragt und mit einer solchen Selbstverständlichkeit, die mich angenehm überrascht.

Während des Unterrichts arbeitete heute über die Hälfte der Klasse konsequent mit. Dies sei nach einer Lehrerin nicht immer so – sie führt es auf den ungewöhnlichen Unterrichtsbesuch zurück- doch bestätigt sie eine regelmäßige Mitarbeit seitens der Schüler.

In der Rumänischstunde verstand ich natürlich kein Wort, ließ mich aber von der angenehm klingenden Sprachmelodie des Rumänischen berießeln. Vor unserer Reise war ich seltsamerweise überzeugt, dass Rumänisch eine recht harte Sprache ist, mit vielen R's und anderen Konsonanten.
Jetzt kann ich berichtigen, dass es mich eher an italienisch erinnert. Schon temperamentvoll, aber auf der anderen Seite auch recht weich und flüssig.

Als ich das Schulgebäude verlassen wollte – die Klasse sollte Sport haben und ich wollte daher eine andere Klasse besuchen- hörte ich gerade noch ein" Frau Kathrin, kommen Sie in Sport, jaaaa!!!".
Dem Hundeblick konnte ich natürlich nicht wiederstehen und so erlebte ich eine recht exotische Sportstunde:

Der Unterricht fand draußen statt, auf einem Platz, der an das Gymnasium (ab Klasse 9) angrenzt.
Die Schüler reihten sich in Viererreihen hintereinander auf und standen stramm, während der Lehrer in seine Trillerpfeife pfiff- Und im Laufschritt ging es in dieser Formation los.
Auf den ersten Blick sah das sehr streng aus, doch der Lehrer machte immer wieder Scherze mit den Schülern, tat so, als würde er stolpern, oder verlor im Schnelllauf absichtlich gegen die Mädchen der Klasse.
Abgelenkt wurde ich dann durch Zaungäste, die herübergrinzten und winkten. Unser Besuch hat sich wohl herumgesprochen und scheint wirklich etwas Besonderes zu sein. Ich winkte dann auch zurück, was sie sehr freute.
Schließlich gesellte sich ein Achtklässler zu mir auf die Bank, der mir eine Walnuss schenkte und neugierige Fragen stellte. Es war eine nette Unterhaltung, während er mir lachend die versteckten und verbotenen Raucherecken beschrieb und stolz von seinem Fußballverein erzählte. Natürlich werde ich darüber schweigen wie ein Grab, es sei nur angemerkt, dass sie paffenden Schüler wirklich sehr kreativ sind :-)
Ich bin immer noch begeistert, wie flüssig und wortgewandt sich die Schüler auf deutsch unterhalten können. Vielleicht werde ich auch einmal in seine Klasse gehen, da die Direktorin mich in möglichst vielen älteren Klassen einsetzen will. Denn wenn Praktikanten vor Ort sind, sind diese fast ausschließlich an der Grundschule. Ich kann an dieser Stelle die Mittelstufe nur wärmstens empfehlen. Es sind allesamt aufgeschlossene und sehr interessierte Jugendliche, die oft grüßend herbeigerannt kommen und sich wirklich über viel mehr Praktikanten freuen würden.

Beitrag von Kathrin

Schulalltag

Nach der morgendlichen Begrüßung und lautem Gesang ging es mit Erdkunde los. Um die Himmelsrichtungen zu bestimmten sind wir auf den Schulhof gegangen und haben die Sonne "gesucht". Die Lehrer machen durchaus nicht mehr nur Frontalunterricht, sondern versuchen, alles etwas aufzulockern...Schön ist auch, wenn andere Lehrer ins Klassenzimmer kommen und etwas wissen wollen: alle Kindern begrüßen sie dann im Chor und wünschen einen schönen Tag wenn sie wieder gehen.
Manches ist mir auch neu und ich kenne es nicht aus Deutschland. Wie Frau D. mir gesagt hat, arbeiten die Sportvereine mit den Lehrern zusammen und die Kinder müssen den Trainern ihre Noten zeigen. Wenn die nicht zufriedenstellend sind, darf das Kind für eine Weile nicht mehr kommen. Sie meinte, das würde die Kinder motivieren. Ich persönlich finde es zwar etws heftig, aber es scheint zu funktionieren. Andererseits lernen die Lehrer ihre Schüler dann auch noch anders kennen...Verhalten in und außerhalb der Schule können sich doch unterscheiden.

Heute haben wir auch wieder feststellen müssen, dass die Schulen hier wirklich wenig Geld haben. Für Klopapapier auf den Lehrertoiletten reicht es nicht mehr. Wir bringen unser eigenes mit...Eine etwas ältere Lehrerin hat uns erzählt, dass sie früher von umgerechnet 50 Euro im Monat leben mussten. Auch heute gehen sehr viele junge Lehrer ins Ausland, da der Job sehr schlecht bezahlt wird. Allein vom Lehrergehalt können sie auch heute noch nicht leben und eine Familie ernähren. Das finde ich schon schockierend.

Heute hatte ich dann auch ein längeres Gespräch mit Frau D. und werde nächste Woche 7 Stunden halten. Davon 4 in Mathe...Mal sehen wie das alles so klappt.

Beitrag von Elke

Schweinegrippe:-) und Schulalltag und ELternaben und und und

Der Tag in der Schule begann mit Musik. Die Kinder wurden einzeln begrüßt. Es war eine sehr schöne, aber auch etwas laute Stunde. Anschließend war Deutschunterricht. In der Pause zu Deutsch, ging es einem Mädchen sehr schlecht und es kuschelte sich zu mir. Als es ihr dem Anschein nach wieder besser ging, setzte sie sich wieder an ihren Tisch. Während der Stunde wurden viele Worte erklärt und sich auf Deutsch verständigt. Immer wieder erstaunen mich diese Kinder, die so gut Deutsch sprechen und so viel leisten. In der Pause zum Rumänischunterricht spuckte das vorhin erwähnte Mädchen in den Klassenraum. Ich war überrascht, dass gleich Kinder mit feuchten Tüchern kamen und so konnte ich dem Mädchen helfen. Sie legte sich im Schulflur auf eine Bank. Ein Mädchen fragte mich, ob es die Schweinegrippe sei, das verneinte ich:-) Die Klassentüre wurde offen gelassen, auch weil es in dem Raum nach Erbrochenen roch und natürlich weil die Lehrerin so einen Blick auf das kranke Mädchen hatte. Der Unterricht auf Rumänisch ermüdete mich etwas, war aber schön anzuhören. Immer wieder wurden Wörter ins deutsche übersetzt, diese habe ich mir dann auch gleich brav notiert:-)
Nach Rumänisch ging es in die Kirche (im Schulhof liegend), dort fand ein Gottesdienst für die Erstklässler statt. Für mich als konfessionslose sehr unbekannt und trotzdem schön. Es wurde viel gesungen und ein kleines Schauspiel von einem Pfarrerehepaar vorgetragen. Darin ging es um Menschen, welche für andere Menschen zu Schutzengel werden können, weil sie so ein großes Herz haben. Nach diesen eindrücklichen Worten und dem abschließenden Vater unser, gingen wir zum essen, wo es Fisch gab. Nun ja, was soll ich sagen, mir war ein wenig komisch im Magen und Kathrin richtig schlecht. Es war wirklich nicht sehr gut. Wir gingen dann heim und nach einer schnellen Unterrichtsvorbereitung ging ich zum Elternabend. Das war echt angenehm. Die Eltern stellten sich alle vor und dann wurde eben geredet und besprochen und viel gelacht. Auf Rumänischen natürlich, aber ich habe viel verstanden. Nach dem Elternabend hatte ich noch eine Besprechung mit meiner Mentorin, die wir in ihre Wohnung verlegten. Es war wirklich sehr nett. Sie ist die Pfarrersfrau und wohnt über den Dächern der Stadt. Sie zeigte mir von Mediasch von oben und erzählte ein bisschen. Dann wanden wir uns dem Unterricht und den Kindern zu – ruckzuck waren 1 ½ Stunden vorbei. Meine braven Mitabenteurer holten mich an der Schule ab, was auch nötig war, denn allein wäre ich nicht gerne durch die Straßen gelaufen. Zu dritt kamen wir dann auch daheim an, wo es noch einen kleinen Abendessenssnack gab. Danke fürs Abholen ihr zwei Süßen:-)

Beitrag von Karuna

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