Sonntag, 4. Oktober 2009

Von Suppen, Kürtös und Wackelpudding

Nachdem ich am Samstag einem wahren Putzteufel glich, durch die Wohnung fegte und alles was mir in die Quere kam aufsaugte – lediglich ein paar Möbelstücke und meine lieben Mitbewohner blieben verschont -, machten wir uns einen richtigen Faulenzersamstag mit den Disziplinen "Next Couchpotato", "Rumhanging", "All you can eat" und "Tour de Shop", mit keinem wirklich eindeutigen Sieger :-)

Gestern ging es dann auf mit dem Zug nach Sibiu. Mit Händen und Füßen habe ich mit einer nicht englisch sprechenden Bahndame erfolgreich über unsere Fahrkarten gefachsimpelt.
Wir machten uns einen wirklich schönen Tag bei sonnigem Wetter, löffelten auf dem Marktplatz genüsslich eine leckere Eintopfsuppe und krönten alles mit einem Mini- Kürtös für jeden von uns.
Mehr als gesättigt bestaunten wir erst das innere einer Kirche und rollten dann weiter "to the highest tower of Transilvania".
Vielleicht war es unser mehr als erhöhter Blutzuckerspiegel (um nicht von einem wahren ZuckerFLASH zu sprechen), vielleicht auch blanke Naivität- Jedenfalls kauften wir alle drei Karten für den Aufstieg, obwohl zwei von uns erhebliche Probleme mit der Höhe haben.
Rauf ging es eine steile, wahnsinnig enge Wendeltreppe ohne Geländer, dafür aber mit unregelmäßigen, schiefen, zum schlittern verleitende Stufen.
Mir wurde total schlecht, drohten wir doch zu fallen, und war so froh, dass uns niemand entgegenkam – wohin hätten wir auch ausweichen sollen?
Und dann stand es vor uns: Ein riesiges, gefühlte kilometerhohes, frei schwingendes Eisengerüst!!!
Die Treppen hatten zwar diesmal ein Geländer aufzuweisen, jedoch bestanden sie aus Gittern und man konnte nicht anders, als von jedem x-beliebigen Punkt aus in den todbringenden Abgrund zu blicken.
Dies war auch der Grund, weshalb zwei der tapferen, aber kalkweisen Bergsteiger (die unter anderem den ersten Buchstaben ihres Vornamens, die Liebe zu Hühnern und die Höhenangst gemeinsam haben) schon nach dem erste Abstatz eine gumieartige Substanz in den Beinen bemerkten und das Gefühl hatten, dass ihre Knie durch Wackelpudding ausgetauscht worden waren.
Ich musste mich festhalten und wollte einen Punkt fixieren und starrte auf meinen Schuh – ein Fehler, denn der Schuh stand auf dem Gitter und das Gitter ließ wie gesagt keine Phantasie über die Schlucht unter uns zu! Und dann noch dieses Schwingen des gesamten Gerüsts!!!
Laaaaangsam und mit dem Leben ins Reine kommen (da damit abschließend) kehrten Karuna und ich zurück auf die Ebene der Wendeltreppe, während Elke – wie sie später selbst betonte – "heldenmutig" und entschlossen den Weg nach oben antrat und im Dunkeln verschwand.
Während wir besorgt und bewundernd zugleich auf unsere Mitstreiterin und nun Heldin, die eine Fotomission zu beenden hatte, warteten, begegneten uns noch weitere, plötzlich nicht mer so entschlossene Bergsteiger, die ebenfalls fassungslos das Stahlgerüst anstarrten und kopfschüttelnd den Aufstieg abbrachen.
Auch Absteiger kamen uns mit Galgenhumor ("Finally me and my stomach are down") bis Hysterie ("Holy S********T") entgegen. Auch Elke kam mit Beweisfotos gesund und freudenstrahlend zurück, als wäre es das normalse auf der Welt mal eben ein paar Hundert Meter nach oben zu krackseln und wie ein Marienkäfer auf einem Grashalm ein paar Runden hin- und- herzuschwingen.
Wir waren froh, dass wir sie nich hatten bergen müssen! Vielleiht wären wir nach drei Tagen oben zitternd oben angekommen, aber den Weg hinunter hätten wir bestimmt nicht geschafft!

Nachdem wir noch eine andere deutsche Praktikantin kennengerlernt hatten und wir bei Dämmerung in einem total modernen Zug, der irgendwie nicht hierher passte, heimzuckelte, machten wir uns etwas Sorgen rechtzeitig auszusteigen. Denn hier wird es augenblicklich stockfinster und die Bahnhöfe, ohnehin schon spärlich beschildert, sind nicht beleuchtet.
Wir blinden Hühner fanden aber unser Korn und flatterten, bockten und gackerten gut gelaunt erst in unseren Stall und dann ab in die Federn :-)

Beitrag von Kathrin

Sibiu - bisschen verwirrt

Wir haben relativ lange geruht. Doch nach dem schönen Tag gestern, waren wir ausgeschlafen. Mir geht es auch wieder besser, bzw. gut. Bis auf Rückenschmerzen.:-) Wir hatten heute vor, nach Hermannstadt mit dem Zug zu fahren. Eigentlich kennen wir uns jetzt erst richtig gut aus, so dass es wirklich schade ist, dass wir in einer Woche schon wieder daheim sind. Also nach gemütlichem Aufstehen und gegenseitigem necken, sind wir dann zum Bahnhof. Sie sprechen dort kein deutsch und wenig englisch. Unsere liebe Karthin hat es dann mit:“Mediasch to Sibiu schi (und) Sibiu to Medisch“ und drei Finger in der Luft geschafft, drei Hin-und Rückfahrkarten nach Hermannstadt zu bekommen. Umgerechnet für 2,80 Euro. Das würde bei uns über 10 Euro kosten!... Traumhaft. Also sind wir nach kurzem Überlegen, welches denn nun unser Zug sei, in den richtigen Zug gestiegen, toootal stolz auf unsere Fahrkarten. Und los ging die 1 ½ Stunden fahrt. Langsam und gemütlich. Wir bewunderten die „Landung“ und fuhren schließlich in Sibiu ein. Uns war nicht klar, welcher Bahnhof der richtige war. Da gibt es mehrere. Sibiu Halta hörte sich verlockend an, aber dort wäre der Zug zu früh gewesen (hier ist ma niiiie zu früh) und so stiegen wir Sibiu CFR aus und taraaaaaa es war der richtige. Die Altstadt fanden wir sofort. Dort suchten wir dann das Café Erasmus. Das führte zu vielen Heiterkeitsausbrüchen. Kathrin hatte eine Einheimische gefragt und sie meinte, dass es hier über all Cafés gäbe und zeigte auf die Cafés in ihrer Nähe. Der Kellner, der von Elke befragt wurde, schüttelte wehmütig den Kopf und die Deutschen, die Kathrin zufälligerweise ausfindig machte, wussten nur: da vorne irgendwo, da hab ich mal eine Erasmustüte bekommen:-) Naja, schließlich habe ich in der deutschen Buchhandlung am Marktplatz gefragt und die Auskunft bekommen: Laufen sie gerade aus, linke Seite, laufen sie ein bisschen, nicht weit und dann rechte Seite. Das haben wir dann getan. Aber wir waren uns sehr unsicher, gaaaaaanz am Ende der Straße haben wir es dann entdeckt! Das hieß für uns, dass wir nun beruhigt essen gehen konnten. Also zurück in die Stadt und zu dem Restaurant, wo wir mit Fr. D. waren. Dort aßen wir leckere Suppe. Oh, ging es uns gut. Danach liefen wir zum großen Platz, setzten uns in die Sonne, aßen Kürtösch zum Nachtisch und beobachteten Menschen und Tauben. Die Tauben halten sich hier in einem erträglichen Mase und sind schön anzusehen. Dann besuchten wir eine Kirche. Dort gefiel es mir, weil der Lilienduft mich an zu Hause erinnerte und es wirklich schöne Gemälde gab. Dann gingen wir zur evangelischen Kirche. Und dort auf den Turm. Die Frau am Eingang sagte etwas von vielen Stufen und der höchste Tum in Transilvanien und los ging unser Aufstieg. Erst ging es eine schmale Wendeltreppe im Kreis. Das ging noch, wobei Kathrin schon etwas grünlich aussah (meine Vermutung, ich lief hinte ihr). Dann ging es weiter. Mit apruptem Ende für mich und Kathrin. Wir fanden uns am Fuße von freischwebenden Treppen wieder, welche sich alle bewegten, wenn man darauf lief. Es gab für die nächsten drei Treppen auch keine Zwischenböden, man konnte also direkt nach unten sehen. Das war für uns zu viel. Elke machte sich an den Aufstieg. Irgendwann entschwand sie unserem Blickfeld. Wir hörten es noch rumpeln und dann warteten wir gebannt auf ihre Rückkehr. Sie lies sich Zeit. Kathrin und ich wollten schon auslosen, wer nach ihr schauen sollte, als wir ihre Schritte vernahmen. Wir waren erleichter, dass wir nicht die Treppen in Angriff nehmen mussten und natürlich auch, dass Elke wieder da war. Dann gingen wir ins Café Erasmus, wo wir uns mit Fr.H. verabredet hatten. Das war sehr nett. Wir haben erzählt, viel gelacht und uns unterhalten. Ein schöner Abschluss des Tages, mit einer neuen Bekanntschaft (Sie bleibt bis Weihnachten hier). Ich habe anschließend meine Bücher von daheim bekommen, die ich mir vor knapp einem Monat geschickt hatte. Eigentlich benötige ich sie jetzt nicht mehr so wirklich. Aber wenigstens sind sie bei mir und ich muss mir weniger Gedanken darum machen.
Als wir uns verabschiedet hatten, gingen wir zum Bahnhof. Auf gut Glück, denn schlau wie wir sind, hatten wir vergessen, nach einem Rückfahrzug zu schauen. Aber wir hatten Glück und mussten nur eine halbe Stunde warten. Nachdem wir im Dunkeln unseren Bahnhof gefunden hatten, ging es heimwärts. Dort aßen wir, sprachen noch lange und dann gingen wir zu Bett. Morgen halte ich meine vorerst letzte Stunde.

PS: fast vergaß ich zu erwähnen, dass unsere Vladuzen uns Eulenpost geschickt haben und wir darüber sehr erfreut waren.

Beitrag von Karuna

Schwindelfrei:-)

Nachtrag zu Samstag: Wir hatten einen freien Tag. Wie schön! Er wurde gleich dazu genutzt, die Wohnung wieder "auf Vordermann" zu bringen. Ein kleiner Einkaufsbummel blieb leider ohne Erfolg, weil die Geschäfte schon zu hatten. Wie auch immer, der Spaziergang hat nicht geschadet und auf unseren Billa und den Markt konnten wir uns verlassen.

Am Sonntag haben wir beschlossen, auf eigene Faust nach Hermannstadt zu fahren. Nach einem kurzen Besuch unserer Vermieterin – sie wollte aber nur fragen, ob wir Mais zum Abendessen haben wollten und mal wieder die Blumen gießen – machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir überlegten hin und her, wie wir die Fahrkarten bestellen sollten. Es war dann aber kein Problem, eine Hin- und Rückfahrkarte zu bekommen. "Ähhh, Medias to Sibiu and Sibiu to Medias" mit entsprechender Gestik führte zum Erfolg. Die Frau am Schalter hatte uns verstanden und wir mussten mal wieder ein kleines Vermögen für die Zugtickets hinblättern: Umgerechnet knapp 3 Euro für Hin- und Rückfahrt. Einfache Strecke 56 km. Wenn das auch in Deutschland so wäre, würde ich viel öfter mit dem Zug fahren...
In Hermannstadt irrten wir zuerst eine Weile herum, bis wir endlich das Büchercafe gefunden hatten, indem wir uns später mit Frau H. treffen wollten. Nur damit man schon mal weiß, wo man später hinmuss...
Danach waren wir im selben Restaurant essen wie schon letzte Woche. Diesmal wurde eine Gemüsesuppe ausprobiert. Was soll ich noch groß sagen? Es war wieder einmal seehr gut.
Natürlich durfte zum Nachtisch auch unsere neue Leibspeise Kürtös nicht fehlen. Wir saßen also auf dem Marktplatz in der warmen Sonne und beobachteten das Treiben. Die Tauben dort werden wirklich gemästet. Und dann kommen sie gleich alle im Schwarm angeflogen. Es war lustig zu beobachten. Außerdem ist der Kleidungsstil mancher Menschen hier nichts für schwache Nerven.
Nach dieser Stärkung waren wir bereit für eine kleine Besichtigungstour. Wir haben uns eine Kirche am Marktplatz angeschaut und anschließend den Turm der evangelischen Kirche bestiegen. Es ging schon ganz schön hoch rauf, aber wozu hat man Treppen mit Geländer? Der Ausblick von oben war wirklich toll...
Und schon war es Zeit, ins Büchercafe zu gehen. Frau H. wartete schon auf uns und war sehr interessiert an allem, was uns so begegnet ist in den letzten Wochen. Dieses Büchercafe ist wirklich eine schöne Idee. Man kann sich Bücher nehmen und lesen, während man einen Kaffee trinkt. Sehr gemütlich! Es war ein schöner Nachmittag. Zum Ende hin hatten wir Glück – denn natürlich hatten wir vergessen nachzuschauen, wann Züge zurückfahren. Wir mussten nur eine halbe Stunde warten. Danach wäre erst um halb zwölf wieder ein Zug gefahren. Die Rückfahrt war sehr angenehm. Wir hatten einen modernen Zug erwischt. Allerdings war es auch abenteuerlich: es war so dunkel, dass man nicht erkennen konnte, wie der gerade durchfahrene Bahnhof hieß. Bei jedem Halt haben wir rausgestarrt und versucht, etwas zu erkennen. Zum Schluss hat aber alles geklappt und wir sind am richtigen Bahnhof ausgestiegen. Zu Hause gab es dann noch Mais und Salat...Lecker!!!

Beitrag von Elke

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