Nussige Gespräche

Gerade eben ist vor unserem Balkon ein Pferd entlanggetrottet, das einen großen Kutschenwagen hinter sich herzog, auf dem einige Romafrauen in ihren buntenTrachten und wallenden Röcken saßen. Solche Siutationen erinnern mich dann immer wieder, wo ich gerade bin, denn so langsam fühlt man sich hier zwar nicht zu hause, aber angekommen.

Meine siebte Klasse stellte sich heute nicht nur als nett, sondern auch als sehr zuvorkommend heraus. Kaum war ich eingetreten, huschten 2 Schüler los, um mir einen Stuhl und einen Tisch herbeizutragen- Ungefragt und mit einer solchen Selbstverständlichkeit, die mich angenehm überrascht.

Während des Unterrichts arbeitete heute über die Hälfte der Klasse konsequent mit. Dies sei nach einer Lehrerin nicht immer so – sie führt es auf den ungewöhnlichen Unterrichtsbesuch zurück- doch bestätigt sie eine regelmäßige Mitarbeit seitens der Schüler.

In der Rumänischstunde verstand ich natürlich kein Wort, ließ mich aber von der angenehm klingenden Sprachmelodie des Rumänischen berießeln. Vor unserer Reise war ich seltsamerweise überzeugt, dass Rumänisch eine recht harte Sprache ist, mit vielen R's und anderen Konsonanten.
Jetzt kann ich berichtigen, dass es mich eher an italienisch erinnert. Schon temperamentvoll, aber auf der anderen Seite auch recht weich und flüssig.

Als ich das Schulgebäude verlassen wollte – die Klasse sollte Sport haben und ich wollte daher eine andere Klasse besuchen- hörte ich gerade noch ein" Frau Kathrin, kommen Sie in Sport, jaaaa!!!".
Dem Hundeblick konnte ich natürlich nicht wiederstehen und so erlebte ich eine recht exotische Sportstunde:

Der Unterricht fand draußen statt, auf einem Platz, der an das Gymnasium (ab Klasse 9) angrenzt.
Die Schüler reihten sich in Viererreihen hintereinander auf und standen stramm, während der Lehrer in seine Trillerpfeife pfiff- Und im Laufschritt ging es in dieser Formation los.
Auf den ersten Blick sah das sehr streng aus, doch der Lehrer machte immer wieder Scherze mit den Schülern, tat so, als würde er stolpern, oder verlor im Schnelllauf absichtlich gegen die Mädchen der Klasse.
Abgelenkt wurde ich dann durch Zaungäste, die herübergrinzten und winkten. Unser Besuch hat sich wohl herumgesprochen und scheint wirklich etwas Besonderes zu sein. Ich winkte dann auch zurück, was sie sehr freute.
Schließlich gesellte sich ein Achtklässler zu mir auf die Bank, der mir eine Walnuss schenkte und neugierige Fragen stellte. Es war eine nette Unterhaltung, während er mir lachend die versteckten und verbotenen Raucherecken beschrieb und stolz von seinem Fußballverein erzählte. Natürlich werde ich darüber schweigen wie ein Grab, es sei nur angemerkt, dass sie paffenden Schüler wirklich sehr kreativ sind :-)
Ich bin immer noch begeistert, wie flüssig und wortgewandt sich die Schüler auf deutsch unterhalten können. Vielleicht werde ich auch einmal in seine Klasse gehen, da die Direktorin mich in möglichst vielen älteren Klassen einsetzen will. Denn wenn Praktikanten vor Ort sind, sind diese fast ausschließlich an der Grundschule. Ich kann an dieser Stelle die Mittelstufe nur wärmstens empfehlen. Es sind allesamt aufgeschlossene und sehr interessierte Jugendliche, die oft grüßend herbeigerannt kommen und sich wirklich über viel mehr Praktikanten freuen würden.

Beitrag von Kathrin

Romania

PH goes East

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